Drei spannende Projekte der E-Mobilität
Viel wird weltweit getüftelt, zahlreiche Start-ups und etablierte Firmen forschen an der Optimierung der Technik und Mobilität. Diese drei Projekte der E-Mobilität der Zukunft gehören in Deutschland derzeit zu den spannendsten.
Fotos: Sono Motors GmbH
Das Münchner Unternehmen wurde 2016 gegründet und ist inzwischen börsennotiert. Aushängeschild ist der Sono Sion, ein kompaktes Auto, das sich durch großflächige Solarmodule selbst aufladen kann. Bei optimaler Sonnenausbeute sollen so bis zu 5000 Kilometer im Jahr möglich sein, im Sommer um die 30 Kilometer pro Tag. Natürlich lässt sich der Sion aber auch an Ladesäulen aufladen.
Ursprünglich sollte der Sion ab 2019 produziert werden. Inzwischen spricht Sono Motos von Ende 2023. Eine Vorbestellung gegen eine Reservierungszahlung von 500 Euro ist aktuell möglich. Mit 16.000 Euro plus Batteriekauf (9500 Euro) oder Miete soll der Sion vergleichsweise günstig werden. Das Serienmodell soll in Finnland produziert werden und eine Leistung von 120 kW haben (163 PS).
Sollte alles so funktionieren, wie Sono Motors sich das vorstellt und ankündigt, dann könnte der Sion zwei der häufigsten Kritikpunkte an E-Mobilität aushebeln. Zum einen müsste das Fahrzeug für Kurz- und Mittelstrecken seltener an die Ladesäule, was es unter anderem auch für "Laternenparker" in den Städten interessant macht. Zudem würde er preislich neue Maßstäbe setzen und E-Mobilität für eine breitere Masse erschwinglich machen.
Sono Motors arbeitet zudem an Solar-Integrationen für Busse und Lkws, bei denen durch die große Fläche viel Potenzial besteht, durch Nutzung der Sonnenenergie die Fahrzeuge energieeffizienter zu machen - und alltagstauglicher für die E-Mobilität.
Update 24. Februar 2023: Sono Motors hat bekanntgegeben, den Sion einzustellen. Mehr dazu gibt es hier.
Fotos: ElectricBrands
Das Unternehmen aus Itzehoe will einen modularen elektrischen Kleinbus, den XBus, auf den Markt bringen, der ab 2023 ausgeliefert werden soll. Mit gerade einmal 3,95 Metern Länge ist eine Zulassung in der Leichtfahrzeugklasse vorgesehen. Vier Radnabenmotoren mit jeweils 20 PS sollen das kleine Gefährt antreiben, die Reichweite soll bis zu 600 Kilometer betragen, 200 Kilometer pro 10-kWh-Akkumodul. Auch hier sollen - wie bei Sono Motors - Solarmodule als Ladeunterstützung zum Einsatz kommen.
Der Clou der Idee: Den XBus soll es in acht verschiedenen Varianten geben, mit Ladefläche oder Transportkasten, als Pick-up oder Camper oder auch als Kipper. Und der Verkäufer muss legt sich nicht mit der Bestellung fest, denn es soll möglich sein, innerhalb kurzer Zeit das Fahrzeug umzubauen. An einem Tag auf der Ladefläche die Gartenabfälle transportieren, am anderen im Camper in den Wochenendtrip starten - alles in einem Fahrzeug, so die Idee.
ElectricBrands plant zudem, einen Batterietausch-Service anzubieten, bei dem in kurzer Zeit der leere Akku entnommen und durch einen neuen, vollgeladenen Akku ersetzt werden soll. Gut 16.000 XBusse wurden laut ElectricBrands bereits vorbestellt.
Fotos: Ottobahn GmbH
Eine etwas andere Vorstellung von der Mobilität der Zukunft hat man bei der Ottobahn GmbH in Pullach, wobei Individualverkehr und Öffentlicher Personenverkehr gemeinsam gedacht wird. Die große Idee ist es, eines Tages an einem beliebigen Ort in eine Kabine zu steigen, die den Fahrgast schnell und entspannt an das individuelle Ziel bringt - und das innerorts wie überregional.
Angetrieben werden soll das System aus einem über bestehender Infrastruktur angebrachtem Schienennetz mit Gondeln mit zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Die Gondeln sollen an jedem Punkt des Netzes herabgelassen werden können. Haltestellen, Fahrpläne und Umstiege entfallen somit. Durch geringen Luftwiderstand und effiziente E-Motoren soll der Transport von Fahrgästen - bis zu vier passen in eine Kabine - effizienter und günstiger sein als in Autos, Bussen oder Zügen.
Die Kabinen können unterschiedlich ausgestattet werden, neben einfachen Fahrgastkabinen zeigt Ottobahn unter anderem Bilder von Kabinen mit umfangreichem Entertainment an Bord. Was heute noch nach Utopie klingt, hat zuletzt einen wichtigen Schritt hin zur Verwirklichung gemacht: In München darf Ottobahn eine Teststrecke errichten und betreiben. Die Finanzierung wurde bislang durch Crowdfunding vorangetrieben.