Daniel Krenzer

Fachjournalist und Presseberater für Elektromobilität und alternative Antriebe 

 

Was nutzt der Assistent, der Verkehrszeichen erkennt?

Da die meisten Testfahrzeuge zumindest annähernd vollausgestattet sind, habe ich bereits mit zahlreichen Assistenzsystemen meine Erfahrungen gesammelt. Einige sind sinnvoll und werden gerne von mir genutzt - wie gut gemachte Abstandstempomaten (ACC), andere sind eher überflüssig. An sich eine sinnvolle Idee ist die  Verkehrszeichenerkennung, die bei neuen Modellen ab diesem Jahr und allen Neufahrzeugen ab 2024 sogar vorgeschrieben ist. Leider, leider ist mir noch bei keinem Hersteller eine Ausführung über den Weg gelaufen, die komplett so wie gedacht funktionierte.

Verschiedene Techniken

Generell nutzen die Hersteller zwei Wege, um am Display die jeweils gültige Höchstgeschwindigkeit sowie weitere Schilder anzuzeigen. Entweder die Tempowechsel sind im Navigationssystem hinterlegt, was eine ständige Aktualisierung, zum Beispiel im Fall von Baustellen, erforderlich macht. Oder das Auto ist mit Kameras ausgestattet, die Schilder selbst erkennen und dem Fahrer anzeigen. Manche Hersteller kombinieren auch beide technischen Methoden.

Typische Fehler

Die allein vom Navi gestützten Systeme sind wie erwähnt auf eine ständige Aktualisierung angewiesen. Das klappt oft nicht, vor allem dann nicht, wenn irgendwo nur kurzzeitig ein niedrigeres Tempolimit gilt. Immer wieder kommt es zudem vor, dass die Systeme neu geschaffene 30er-Zonen nicht kennen, weil offenbar die Kommunikationswege von der Kommune bis zum Kartenmaterial nicht die schnellsten sind.

Bei den Kamera-Systemen ist daher der Vorteil, dass diese die tatsächliche Situation vor Ort berücksichtigen. Hängt allerdings ein Baum halb vor ein Schild, gilt ein Schild auf der Autobahn ausschließlich für die Abfahrt oder parallel verlaufende Fahrbahn oder prangt ein entsprechender Aufkleber auf einem Lkw-Heck an der falschen Stelle des Sichtfeldes, dann gibt es regelmäßig Fehlinformationen. 40 auf der Autobahn? 100 im verkehrsberuhigten Bereich? Wurde mir alles schon angezeigt. 

Solche Fehler belustigen manchmal, nerven öfter und führen ab und zu im dümmsten Fall zu einem Knöllchen. Richtig gefährlich werden kann es aber, wenn der Hersteller die Erkennung mit dem Tempomaten verknüpft hat. Es kommt in der Praxis dann tatsächlich vor, dass ein solches Fahrzeug auf der Autobahn grundlos eine Vollbremsung einleitet oder in der Spielstraße kräftig beschleunigt. Solch brenzlige Situationen habe ich mit Testfahrzeugen bereits erlebt. Allerdings sind die Systeme in den vergangenen Jahren besser geworden - fehlerfrei sind sie allerdings noch nicht.

Meine Empfehlung

Wenn die Verkehrszeichenerkennung bei der Fahrzeugkonfiguration nicht im Paket an anderen gewünschten Assistenten dranhängt, dann kann man im Zweifelsfall auch darauf verzichten. Das erübrigt sich natürlich, wenn das Fahrzeug aufgrund der neuen rechtlichen Vorgaben damit ausgestattet sein muss. Für den Werterhalt des Fahrzeugs könnte es später aber natürlich von Vorteil sein, jetzt schon ein entsprechendes Fahrzeug zu besitzen.

Sollte das System im eigenen Fahrzeug verbaut sein, dann sollte man sich gerade am Anfang nicht zu sehr darauf verlassen. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, in welchen Situationen das System Fehler macht - und wann es in der Regel richtig liegt. Vor der Nutzung der Kopplung mit dem Tempomaten rate ich derzeit noch eher ab. Wer das doch mal nutzt, der sollte noch aufmerksamer am Steuer sitzen als sonst, um jederzeit einen möglichen "Fahrfehler" des Assistenten korrigieren zu können. Das führt aber den Sinn eines solchen Assistenten ad absurdum. Angenehm ist es allerdings, wenn der Tempomat über das Navi schon vorab ein kommendes Tempolimit kennt und von alleine das energiesparende Ausrollen einleitet. Wer viel Autobahn fährt, wird dieses Feature zu schätzen wissen.



 
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