Daniel Krenzer

Fachjournalist und Presseberater für Elektromobilität und alternative Antriebe 

Erste Eindrücke von drei BYD-Modellen: Atto 3, Tang und Han

Kein anderer Autohersteller hat weltweit 2022 mehr teil- und vollelektrische Autos verkauft als BYD (Build Your Dreams). Der große chinesische Autobauer ist in Deutschland aber bislang kaum ein Begriff. In Köln hat nun der erste Store der Marke eröffnet. Freundlicherweise hatte ich dort die Gelegenheit, Atto 3 und Tang einige Stunden zu fahren sowie den Han statisch näher anzuschauen. Eine Zusammenfassung meiner Eindrücke:

Der Atto 3 - fesches Kompakt-SUV 

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Der Atto 3 ist das günstigste Modell, mit dem BYD auf dem deutschen Markt einsteigt. Optisch wirkt er von außen gefällig und ein wenig keck, das Heck erinnert etwas an den VW ID.4 , der BYD ist aber etwas kompakter. Neben klassischen Farben gibt es auch maritim anmutende Lackierungen, die dem peppigen kleinen SUV ausgesprochen gut zu Gesicht stehen (siehe letztes Foto).

Los geht es in der Preisliste bei knapp 45.000 Euro vor Umweltprämie. Der Akku fasst 60,5 kWh brutto, was bei 15,6 kWh Verbrauch (WLTP) eine Reichweite von 420 Kilometern ermöglichen soll. Bei etwa 8 Grad im eher zähen Verkehr in und um Köln - allerdings inklusive flotteren Autobahnabschnitten - zeigte der Bordcomputer auf meiner Testfahrt am Ende mit 18,5 kWh einen wirklich guten Durchschnittsverbrauchswert an. Die Ladeleistung wird mit 88 kW DC und 11 kW AC angegeben. Das konnte ich beim kurzen Test nicht überprüfen. Laut Berichten von Fahrern des Modells wird diese Ladeleistung bei niedrigem Akkustand erreicht, allerdings fällt sie dann spürbar ab - ein Verhalten, das bei vielen E-Fahrzeugen dieser Preisklasse und mit 400-Volt-Technik zu sehen ist. 

Angetrieben wird der Atto 3 von einem 150 kW starken E-Motor-System, was den Sprint von 0 bis 100 in 7,3 Sekunden ermöglicht. Das ist nicht allzu sportlich, reicht aber auch auf der Autobahn zum spritzigen Mitschwimmen absolut aus. Bei 160 Stundenkilometern ist dann aber Schluss. Fahr- und Lenkverhalten sind sehr angenehm, und mit seinen kompakten Maßen lässt sich der Atto 3 auch im Kölner Stadtverkehr stressfrei navigieren. Trotzdem passt mit 440 Litern Fassungsvermögen in den Kofferraum ganz ordentlich etwas hinein.


Besonders gut gefallen hat mir das Innendesign. An den Türen gibt es eine Gitarrenoptik, mit der Lautsprecher und Halterungen für die Türablage verbunden sind. Dazu passend schaut die Lüftung in der Mittelkonsole wie ein Ghettoblaster aus - sehr cool und rockig! Witzig ist zudem der Türöffner, dessen Griff sich oberhalb der seitlichen Lautsprecher befindet. Die hellgrau-taubenblauen Sitze mit roten Zierelementen schauen ebenfalls richtig gut aus. Mit dieser Optik im Innenraum dürfte auch ein jüngeres Zielpublikum gut angesprochen werden.

Angenehm gut funktionierten die Assistenzsysteme wie Abstandstempomat und Einparkhilfen (in der Garage war ein wenig Tetris nötig, was somit aber kein Problem war). Das oft in asiatischen Fahrzeugen kritisierte Mitteilungsbedürfnis (ständiges Piepen, dauernd Warnhinweise) hält sich bei BYD auf den ersten Blick ebenfalls in einem angenehmen Maße. Lediglich ermahnte mich zweimal mit strengem Ton eine Damenstimme: "You are driving over the speed limit" (kann gar nicht sein!...). Eine witzige Spielerei ist die Möglichkeit, das Tablet-förmige Mitteldisplay mit dessen gut durchdachten Infotainmentsystem auf Knopfdruck zu drehen, sodass je nach persönlicher Präferenz das Display vertikal oder horizontal steht.

Mich hat der Atto 3 in Summe sehr positiv überrascht. Für diesen Preis ist es ein wirklich reizvolles Fahrzeug mit peppigen Akzenten und zumindest hochwertig wirkenden Materialien. Die maximale Ladeleistung ist in Ordnung, wenn man ab und an mal längere Strecken fährt und dann etwas Zeit mitbringt. Für regelmäßige Langstreckenfahrer ist der Atto 3 aber weniger etwas.


Der Tang - der flotte, aber gediegene Siebensitzer

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Preislich in einer anderen Liga spielt der Tang. Das SUV, das als Siebensitzer erhältlich ist, kostet mindestens 71.400 Euro, bietet dafür aber auch einigen Luxus. Die Innenausstattung ist deutlich konservativer als beim Atto 3, aber auf eine angenehme Art: Braunes Leder, Klavierlack und stoffüberzogene Armaturen sorgen für ein stimmiges Gesamtbild, das aber eine ganz andere, gediegenere Zielgruppe als der rockig daherkommende Atto 3 ansprechen dürfte. Unter anderem ein Schaltknauf in Echsenoptik sorgt aber auch hier individuelle Akzente.

Der Akku ist mit 86,4 kWh ordentlich groß dimensioniert, allerdings fordern 2,5 Tonnen Gewicht in SUV-Form beim Verbrauch auch ihren Tribut. Zumal die 380 kW Leistung der Elektromotoren den Tang trotz seiner üppigen Ausmaße mit Wucht nach vorne schieben können. In 4,6 Sekunden ist aus dem Stand bei Vollgas dank 680 Newtonmeter maximales Drehmoment die 100 auf dem Tacho erreicht. Laut WLTP braucht der Tang im Schnitt 21,6 bis 23,8 kWh, was eine Reichweite von knapp 400 Kilometern entspricht. Auf meiner Kölner Testrunde, auf der ich ihn aber auf der A1 auch einmal einige Kilometer ausgefahren bin, standen am Ende laut Bordcomputer 25,3 kWh zu Buche - ein vergleichsweise normaler Wert für ein solch großes Fahrzeug.

Meine Beratungsdienstleistungen

Auch beim Tang gibt es das manuell oder auf Knopfdruck drehbare Display sowie gut funktionierende Assistenzsysteme. Die Soundanlage ist zudem auffällig gut. Beim Fahrverhalten fällt die vergleichsweise weiche Federung auf, wobei es nicht so extrem ist wie beispielsweise bei einem Aiways U5.

Die Schnellladeleistung des Tang liegt mit 120 kW etwas höher, laut Händler wird diese an HPC-Säulen auch erreicht. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz eher wenig. Allerdings sind die BYD-Akkus besonders platzsparend und brandsicher verbaut. Zudem verspricht der Hersteller, dass die Batterien überdurchschnittlich viele Ladezyklen ohne große Alterungsprozesse überstehen. Ob der Kunde diese Kombination oder eine mit deutlich höheren Ladeleistungen, aber vermeintlich höherem Batterieverschleiß bevorzugt, ist sicherlich eine Frage von persönlichem Fahrprofil und Prioritäten.

Wenn auf die dritte Sitzreihe verzichtet wird, passen bis zu 578 Liter in den Kofferraum - und 1655 Liter, wenn auch Reihe zwei umgelegt wird. Und anders als beim Atto 3 kann der Tang auch einen Anhänger ziehen. Bis zu 750 Kilo ungebremst und 1500 Kilo gebremst sind möglich.


Der Han - die betörend schöne Limousine


Nur statisch bewundern konnte ich hingegen den Han - aber von außen ist er sowieso am schönsten. Die auf gut fünf Meter langgezogene Oberklasse-Limousine ist ein Augenschmeichler für alle, die - wie ich - diese Karosserieform mögen. Das Motorensystem ist das gleiche wie im Tang, durch die schnittigere Karosserieform ist der WLTP-Verbrauch mit 18,5 kWh aber deutlich niedriger, sodass 520 Kilometer Reichweite zumindest theoretisch möglich sind. Und der Han reißt die 100-km/h-Marke bereits unter vier Sekunden. Mit der edlen Innenausstattung und einem Preis ab 70.800 Euro zielt der Han auf die Freude des gehobenen Dienstwagens ab. 

Welches BYD-Modell spricht Sie am ehesten an?

  Atto 3   Tang   Han

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Disclaimer: Die Testfahrzeuge wurden mir von BYD Senger in Köln, dem ersten BYD Store in Deutschland, für einige Stunden kostenlos zur Verfügung gestellt. 

 
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